Gregor von Tours

Eigentlich : georgius florentius.

Erzbischof von Tours * 30. November 538 /539 bei Arvernis , heute Clermont-Ferrand in Frankreich † 17. November 594 (?) in Tours in Frankreich

Georgius Florentius war ein Sohn des Florentius aus einer römischen Senatorenfamilie und der Armentaria, vermutlich einer Tochter des Bischof Armentarius von Langres , sein Onkel war Bischof Gallus von Clermont . Seit 552 war er Kleriker Ein Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien. , der den Namen Gregor annahm zu Ehren seines weiteren Onkels Gregor von Langres 563 wurde Gregor zum Diakon geweiht und wirkte an der Kathedrale in Lyon und an der Basilika St-Julien in Brioude . 573 wurde er Bischof von Tours ; zuvor waren andere Familienangehörige auch schon mit diesem Amt betraut. Da die Politik schwach war und er den Besitz des Bistums stark vermehren konnte, hatte er neben seinen kirchlichen Aufgaben auch die Armen- und Krankenfürsorge, das Sklavenwesen und die Rechtsprechung unter seiner Verantwortung. Sein Einfluss auf die Entscheidungen der fränkischen Könige zu Beginn des Merowinger reiches ist nicht zu unterschätzen; König Chilperich II. diente er als Berater. Über dem Grab seines Vorgängers Martin ließ er eine Basilika erbauen. Legenden erzählen, dass er seinen blinden Vater mit Hilfe der Leber eines Fisches geheilt und ein Kind vom Tod erweckt habe.

Gregor schrieb, edierte und übersetzte eine Reihe von Büchern, darunter De virtutibus Martini , Über Martins Tugenden , das das Leben und die Wundertaten des Martin darstellt. Heiligengeschichten enthalten auch die Libri miraculorum , Bücher der Wunder , der Liber vitae patrum , das Buch der Väter und Liber in gloria confessorum , das Buch des Ruhmes der Bekenner ; dabei ist ihm weniger das Leben und Wirken der Heiligen wichtig, sondern mehr ihr wunderkräftiges Wirken nach ihrem Tod. Sein bedeutendstes Werk ist die Historia Francorum , eine zehnbändige Geschichte der Franken von den Ursprüngen bis zum Jahr 591. Sie bildet noch heute die wichtigste historische Quelle zur Herrschaft der Merowinger .

Gregors einfache, volkstümliche Theologie ging aus vom Gedanken, dass Gott alles und überall wirken könne und er stets entsprechend dem menschlichen Handeln antwortet. Sein Gegenspieler ist der Teufel - für den Gregor 32 verschiedene Begriffe benutzt. Gottesurteile sind ihm wichtig für die Rechtsprechung, das Wirken der Heiligen ist wichtig für eine sonst vielfach kranke Welt, die ihr Wohl findet durch christliche Könige, die Heiligen und die Bischöfe.

Worte des Heiligen

Gregor nützt sein Geschichtswerk auch zu moralischen Appellen. Was er über Bürgerkriege schreibt, ist durchaus auch heute noch aktuell: Mit Ekel berichte ich über die verschiedenen Bürgerkriege, welche Volk und Reich der Franken zugrunde richten; darin erblicken wir bereits, was noch schlimmer ist, jene Zeit, die der Herr vorausgesagt über den Anfang der Wehen [der Endzeit] vorausgesagt hat: Der Vater steht gegen den Sohn auf, der Sohn gegen den Vater, der Bruder gegen den Bruder, der Nächste gegen den Nahen [vgl. Matthäusevangelium 10, 21]. Eigentlich hätten sie die Beispiele früherer Könige davor abschrecken müssen, die, weil sie gespalten waren, sogleich von den Feinden vernichtet wurden. Wie oft ist die Stadt der Städte selbst und die Hauptstadt der ganzen Welt, wenn sie Bürgerkriege begann, ins Verderben gestürzt! Wenn der Bürgerkrieg aufhörte, erstand sie gleichsam aus dem Erdboden wieder neu: … Was treibt ihr? Was sucht ihr? Woran habt ihr nicht Überfluss? In den Häusern nimmt der Luxus überhand; in den Speichern sind Wein, Weizen und Öl in Hülle und Fülle vorhanden; in den Schatzkammern wird Gold und Silber aufgehäuft. Eines nur fehlt euch, dass ihr ohne Frieden auf die Gnade Gottes verzichten müsst. Warum nimmt der eine dem anderen sein Eigentum weg? Warum begehrt ein weiterer nach fremdem Gut? Habt, bitte, Acht auf das Wort des Apostels : Wenn ihr euch gegenseitig beißt und auffresst, seht zu, dass ihr nicht von einander verschlungen werdet! [Galaterbrief 5, 15] Durchforscht sorgfältig die Schriften der Alten, und ihr werdet sehen, was Bürgerkriege hervorbringen. Forscht nach, was Orosius über die Karthager schreibt: dieser sagt, ihre Stadt und ihre Umgebung seinen nach 700 Jahren zerstört worden und er fügt hinzu: Was hat sie so lange am Leben erhalten? Die Eintracht! Was hat sie nach so langer Zeit zerstört? Die Zwietracht! Hütet euch vor der Zwietracht, hütet euch vor Bürgerkriegen, die euch und euer Volk zugrunde richten! Was ist denn anderes zu erwarten, als dass ihr nach der Niederlage eures Heeres ohne Beistand bleibt, und ihr von feindlichen Völkern überwältigt dem Untergang geweiht seid.? Wenn dich, König, der Bürgerkrieg freut, übe das, was sich nach den Worten des Apostels [Galaterbrief 5, 17] beim Menschen abspielt, dass das Begehren des Geistes sich gegen das Fleisch richtet, die Laster den Tugenden weichen und dass du als freier Mann deinem Haupt, d. h. Christus, dienst, der einst in Unfreiheit der Wurzel des Schlechten gedient hattest.

Quelle: Gregor von Tours: Historia Francorum, liber V., Prologus. In: Patrologia Latina 71, Sp. 315f; eigene Übersetzung

Zitate von Gregor von Tours:

Gregor zitiert Bischof Remigius von Reims , der zu Chlodwig anlässlich von dessen Taufe sagte: adora quod incendisti, incende quod adorasti - Bete an, was du verbrannt hast [d. h. die Symbole der christlichen Gottheit], verbrenne, was du angebetet hast [d. h. die Götterbilder] Groß ist die Würde des Namens Christ , wenn du das, was du im Glauben bekennst, im Werk vollbringst. Denn, wie der Apostel sagt, ist ein Glaube ohne Werke in sich selbst tot (Jakobusbrief 2, 17). Wie nämlich zu Söhnen Abrahams nicht die Geburt aus dem Fleisch macht, sondern der Glaube, so machen zu wahren Christen die Werke und nicht nur die Gnade des Namens. Durch diesen Namen werden nämlich Finsternisse erhellt, fliehen die Schlangen, werden die Götzenbilder am Boden zerschmettert, weicht der Wahrsager, schwindet der Losdeuter dahin und die Verehrer der Dämonen werden vertrieben.

Quelle: Gregor von Tours: Historia Francorum, liber II., c. 31. In: Patrologia Latina 71, Sp. 227 Gregor von Tours: Miraculorum, liber 1, c. 41. In: Patrologia Latina 71, Sp. 741; eigene Übersetzung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB, Benediktinerabtei Schäftlarn , für die Katholische SonntagsZeitung

Den ausführlichen Gregors Zehn Bücher fränkischer Geschichte gibt es auf Deutsch zu lesen in der Bibliothek der Kirchenväter der Université Fribourg .

Schriften von Gregor und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 06.06.2024 Quellen: • Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984 • Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 4. Herder, Freiburg im Breisgau 1995

Gregor (Georgius Florentius Gregorius)

heilig, Bischof von Tours, Geschichtschreiber, * 30.11.538 oder 539 Clermont (Arverni), † 17.11.594 Tours.

  • NDB   7 (1966)
  • Biographien

Verknüpfungen

Zitierweise.

  • Georgius Florentius Gregorius
  • Gregor von Tours
  • Gregorius Turonensis
  • Gregor, Tours, Bischof, Heiliger
  • Florens, Georgius
  • Florent Grégoire, Georges
  • Florentinus Gregorius, Georgius
  • Florentinus, Georgius
  • Florentius, Georgius
  • Georgius, Florens
  • Georgius, Florentinus
  • Georgius, Florentius
  • Gregor, Tours, Bischof
  • Gregor, Tours, Erzbischof, Heiliger
  • Gregor, von Tours
  • Gregorio, di Tours
  • Gregorius, Episcopus
  • Gregorius, Florentinus
  • Gregorius, Georgius Florentius
  • Gregorius, Sanctus
  • Gregorius, Thuronensis
  • Gregorius, Toromachus
  • Gregorius, Toronicus, Episcopus
  • Gregorius, Turonensis
  • Gregorius, Turonicus
  • Gregorius, de Tours
  • Gregorius, von Tours
  • Gregory, Tours, Bishop, Saint
  • Gregory, of Tours
  • Grégoire, Georges Florent
  • Grégoire, Tours, évêque, saint
  • Grégoire, de Tours
  • Grigorij, Turskij
  • Pseudo-Gregorius, Turonensis
  • Tours, Gregor von
  • Gregor, Tours, Bischoph

Biografische Lexika/Biogramme

  • * Historisches Lexikon der Schweiz (HLS) [2001-2014] Autor/in: Immo Eberl (2007)
  • * Neue Deutsche Biographie (NDB) [1966] Autor/in: Classen, Peter (1966)
  • Catholic Encyclopedia. - New York 1917 (eingestellt) [1913-1922]
  • Fabricius: Bibliotheca Latina medii et infimae aetatis / ed. Giovanni D. Mansi. - Florentiae 1858-59 (eingestellt) [1858-1859]
  • Trithemius: Liber de scriptoribus ecclesiasticis. Basel 1494 (Hain 15613) (eingestellt) [1494]

Quellen(nachweise)

  • * Kalliope-Verbund
  • Archivportal-D
  • * Manuscripta Mediaevalia
  • * Germania Sacra Personendatenbank [2008-]
  • Personendaten-Repositorium der BBAW [2007-2014]
  • * Repertorium Fontium Historiae Medii Aevi - Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters (genannte Personen)
  • Personen- und Korrespondenz-Datenbank der Leibniz-Edition
  • * Korrespondierende Wissenschaften. Historikerkorrespondenzen aus dem 20. Jahrhundert [2022-]

Literatur(nachweise)

  • Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
  • Deutsche Digitale Bibliothek
  • Thesaurus des Consortium of European Research Libraries (CERL)
  • Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
  • Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
  • Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
  • Isis Bibliography of the History of Science [1975-]
  • * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
  • * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
  • * Regesta Imperii
  • e-Codices - Virtuelle Handschriftenbibliothek der Schweiz
  • Alcuin - Infothek der Scholastik
  • Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts (VD 16)
  • Index Theologicus (IxTheo)
  • * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online

Objekt/Werk(nachweise)

Porträt(nachweise).

  • * Digitaler Portraitindex

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der ndb genealogie, personen im ndb artikel.

  • Chilperich I.

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Aus dem register von ndb/adb.

  • NDB 25 (2013), S. 775 in Artikel Tanchelm von Antwerpen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

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Gregor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118697439.html [08.06.2024].

CC0

Auszeichnungen

  •  Druckfassung

V Florentinus, S d. Georgius u. d. Leocadia; M Armentaria, E d. Gregorius, Bischof v. Langres 506-39 u. d. Florentius, Bischof v. Genf; Groß-Om → Tetricus ( † 572), Bischof v. Langres (seit 539), → Nicetius (513–73), Bischof v. Lyon (seit 552); Ov Gallus, Bischof v. Clermont 525-51.

G. war ein standesbewußtes Glied eines der angesehenen gallo-romanischen Senatorengeschlechter, die führende Stellungen in Staat und Kirche des südlichen Gallien bekleideten und auf deren Bündnis mit dem merowingischen Königtum das fränkische Reich beruhte. Diese Herkunft bestimmte Laufbahn und Anschauungen G. s. Erzogen bei seinem Oheim Gallus und seinem Großoheim → Nicetius, trat er jung in den geistlichen Stand und wurde 573 auf den kirchlich und politisch wichtigen Stuhl von Tours erhoben, das damals zum austrasischen Teilreich Sigiberts gehörte, nach dessen Tod 575 aber von → Chilperich, später von → Guntchram beansprucht wurde. Mit Geschick verstand G. es, seine und seiner Kirche Stellung inmitten der politischen Intrigen und Kämpfe zu behaupten und sich auch mit dem gefürchteten → Chilperich und der ihm verhaßten → Fredegund zu verständigen. Er war besorgt um Kirchenbau und Mehrung der Reliquien, um Wahrung des orthodoxen Glaubens gegenüber den national und konfessionell verachteten arianischen Westgoten. Neben einem chronologisch-astronomischen Traktat und zahlreichen hagiographischen Schriften über Leben und Wunder zumeist gallischer Heiliger schrieb er „10 Bücher Geschichten“, denen er seinen Ruhm vor allem verdankt. Sie beginnen mit der Schöpfung, wenden sich im 2. Buch der Geschichte Galliens und des Frankenreiches zu, kommen im 4. Buch auf die von G. selbst erlebte Zeit und schließen mit dem Jahre 591; eine Übersicht über das Wirken der Bischöfe von Tours bis zu G. selbst ist beigefügt. Er vermeidet bewußt den Schwulst der rhetorischen Schulsprache und schreibt ein barbarisches Latein, gewinnt aber eben dadurch die derbe Anschaulichkeit und Buntheit, die den Reiz seiner mit vielen direkten Reden und Dialogen belebten Erzählung ausmachen. Nicht nur Königtum, | Staat und Kirche, sondern auch das wilde Leben und Treiben der aristokratischen Gesellschaft, deren gallo-romanischen und fränkischen Glieder sich kaum noch scheiden lassen, sind sein Gegenstand. Der Kunst lebendiger Darstellung des an handfester christlicher Lohn-Strafe-Moral gemessenen Einzelnen entspricht freilich nicht die Kraft gedanklicher Verknüpfung und Durchdringung des Ganzen. Trotzdem ist G. s Werk nicht nur von unschätzbarem Wert für die Geschichte der neuen romanisch-fränkischen Gesellschaft, sondern ist auch das unbestritten bedeutendste Geschichtswerk in lateinischer Sprache, das aus dem 6. Jahrhundert überhaupt überliefert ist. |

G. wird als Heiliger verehrt (17. Nov. ).

W Ausgg. : Opera, ed. W. Arndt, B. Krusch, M. Bonnet, in: MGH SS rer. Merov. I ; Historiae, ed. B. Krusch u. W. Levison, ebd. I² , danach mit dt. Übers. (nach W. v. Giesebrecht) ed. R. Buchner, 2 Bde. , 1955/56; Passio VII dormitantium, ed. B. Krusch, in: MGH SS rer. Merov. VII, S. 757-69 ; Decursu stellarum, ed. F. Haase, 1853.

Manitius I, S. 216-23; Wattenbach-Levison I, S. 99-106 ( L ) ; K. F. Stroheker, Der senator. Adel im spätantiken Gallien, 1948; J. M. Wallace-Hadrill, The Work of Gregory of Tours in the Light of Modern Research, in: Transactions of the Royal Historical Society, London 1951, S. 25-45; ferner Vorreden z. d. Ausgg. , bes. Krusch-Levison (mit ausführl. Geneal. ).

Classen, Peter, "Gregor" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 20-21 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118697439.html#ndbcontent

CC-BY-NC-SA

Gregor von Tours

Gregor von Tours (Gregorius Florentius, Gr. Turonensis; 538/39 – 594). Gebürtig aus einer christlichen gallo-römischen Adelsfamilie aus der Auvergne, schlug er die geistliche Laufbahn ein und wurde, nicht zuletzt Dank guter familiärer Beziehungen, 573 zum Bischof von Tours gewählt. Als Inhaber des wohl wichtigsten Bischofssitze in Gallien hatte er auch politischen Einfluss und kam mehrfach in Konflikt mit dem merowingischen Königshaus. Gregor war ein äußerst produktiver Schriftsteller und tat sich vor allem mit seinen Werken zur Geschichte und zur Hagiographie hervor, die er in einem fma., eher umgangssprachlichen Latein verfasste. Obwohl nicht kanonisiert, wurde er in seiner Heimat als Heiliger verehrt. Werke: „Historiarum libri X“ (Historia Francorum; eine christliche Universalgschichte von der Erschaffung der Welt bis zum Jahr 591, erhalten in über 50 Handschriften; unter dem gleichen Titel von einem anonymen Autor fortgeführt bis zur Karolingerzeit, später bekannt als ® Fredegar-Chronik ; die Historia gilt als wichtigstes historiographisches Werk des FMA.). „Miraculorum libri VIII“ (eine Sammlung von Heiligenviten und Wunderberichten). „De cursu stellarum ratio“ (De cursibus ecclesiasticis; ein astronomisch-chronologisches Werk zur Beobachtung der Gestirne zwecks Berechnung der Gebetszeiten; im Buch VIII. der Miraculorum libri)

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gregor von tours leben und geschichtswerk

Text und Übersetzung nach: Gregor von Tours. Zehn Bücher Geschichte I, auf Grund der Übersetzung von W. Giesebrechts neubearbeitet von R. Buchner, Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Bd. 2 (Darmstadt 1959) 82-85 und G. Chr. Hansen in: J. Herrmann (Hrsg.), Griechische und lateinische Quellen zur Frühgeschichte Mitteleuropas bis zur Mitte des 1. Jahrtausends u.Z., Bd. 4, Schriften und Quellen der Alten Welt 37, 4 (Berlin 1991) 222-225.

Gregor von Tours

Gregor von Tours (Gregorius Florentius, Gr. Turonensis; 538/39 – 594). Gebürtig aus einer christlichen gallo-römischen Adelsfamilie aus der Auvergne, schlug er die geistliche Laufbahn ein und wurde, nicht zuletzt Dank guter familiärer Beziehungen, 573 zum Bischof von Tours gewählt. Als Inhaber des wohl wichtigsten Bischofssitze in Gallien hatte er auch politischen Einfluss und kam mehrfach in Konflikt mit dem merowingischen Königshaus.

Gregor war ein äußerst produktiver Schriftsteller und tat sich vor allem mit seinen Werken zur Geschichte und zur Hagiographie hervor, die er in einem fma., eher umgangssprachlichen Latein verfasste. Obwohl nicht kanonisiert, wurde er in seiner Heimat als Heiliger verehrt.

“Historiarum libri X” (Historia Francorum; eine christliche Universalgschichte von der Erschaffung der Welt bis zum Jahr 591, erhalten in über 50 Handschriften; unter dem gleichen Titel von einem anonymen Autor fortgeführt bis zur Karolingerzeit, später bekannt als ® Fredegar-Chronik; die Historia gilt als wichtigstes historiographisches Werk des FMA.).

“Miraculorum libri VIII” (eine Sammlung von Heiligenviten und Wunderberichten).

“De cursu stellarum ratio” (De cursibus ecclesiasticis; ein astronomisch-chronologisches Werk zur Beobachtung der Gestirne zwecks Berechnung der Gebetszeiten; im Buch VIII. der Miraculorum libri)

Lexikon des Mittelalters

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Gregor von Tours

Werke [ bearbeiten ].

  • Neue Ausgabe, Goldstein, Würzburg 1853 MDZ München = Google
  • Band 1 [Buch 1–6] MDZ München = Google
  • Band 2 [Buch 7–10]: Als Anhang Sagen aus Fredegar und der Chronik der Frankenkönige. MDZ München = Google
  • Band 1: 1. bis 6. Buch.
  • Band 2: 7. bis 10. Buch. Als Anhang Sagen aus Fredegar und der Chronik der Frankenkönige. Internet Archive = Google-USA *

Sekundärliteratur [ Bearbeiten ]

  • Georg Osterhage : Bemerkungen zu Gregor von Tours kleineren Schriften . R. Gaertners Verlagsbuchhandlung, Berlin 1895
  • Max Manitius : Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. 1. Teil (= Handbuch der klassischen Altertums-Wissenschaft  ; Band 9,2,1). München 1911, S. 216–223 ULB Düsseldorf
  • Peter Classen:  Gregor . In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5 , S. 20 f. MDZ München
  • Adolf Jülicher : Gregorios 7 , in: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft , Band VII,2 (1912), Sp. 1867–1868
  • Conrad Benjamin : Gregorios 9 , in: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft , Band VII,2 (1912), Sp. 1870–1871

gregor von tours leben und geschichtswerk

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Gregor von Tours

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gregor von tours leben und geschichtswerk

  • Wolfgang E. J. Weber 2  

1923 Accesses

Zusammenfassung

Aus adliger, zahlreiche Bischöfe hervorbringender Familie; 563 Diakon, 573 Bischof von Tours; enge Kontakte zu den merowingischen Königen; bedeutendster Historiker der Epoche und Verfasser theologischer und hagiographischer Werke.

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Wolfgang E. J. Weber ( Professor für Europäische Kulturgeschichte )

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Weber, W. (2016). Gregor von Tours. In: Kindler Kompakt Klassiker der Geschichtsschreibung. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05530-9_7

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S. VII An der Grenze des fünften und sechften Jahrhunderts unserer Zeitrechnung steht der Merovinger Ehlodovech, eine der hervorragendsten Gestalten der Weltgeschichte Sein Werk, die Gründung des fränkischen Reiches war von den weitgreifendsten und wichtigsten Folgen für die Entwickelung unseres Volkes, wie aller Völker des Abendlandes Denn während die anderen Herrschaftem welche germanische Stämme in den Grenzen des alten Römerreiches begründet hatten, nur von vorübergehender Dauer waren und über kurz oder lang wieder vor dem Schwerte sanken, wie sie mit dem Schwerte gewonnen waren, setzte sich die fränkische Macht für alle Zeiten auf dem gallischen Boden fest, und es bildeten sich hier Formen und Einrichtungen des staatlichen, kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens aus, welche den großen Gegensatz zwischen germanischem und römischem Wesen, in dem die Geschichte jener Zeit sich bewegte, auszugleichen und zu vermitteln imstande waren. Diese Formen haben in ihrer weiteren Entwickelung das gesamte Europa während des Mittelalters beherrscht, und nur allmählich und unter großen Kämpfen entzieht sich ihnen die neuere Zeit, um andere Grundlagen des Lebens zu gewinnen. "

Mit wunderbarer Schnelligkeit erwuchs das Frankenreich in Gallien. Jn engen Grenzen auf belgischem Boden herrschte Chlodovech zuerst, als er den Thron seiner Vorfahren bestiegen hatte. Somme und Maas schlossen damals noch die Sitze der salischen Franken ein, und selbst in diesem kleinen Gebiet mußte Ehlodovech die Herrschaft mit anderen Stammeskönigen teilen. Der Mittelpunkt« und die Hauptstadt seines Reiches war Tournay. Es gelang ihm, S. VIII das ganze Gebiet der Salier zu vereinen und der Römerherrschaft m Gallten durch eine glückliche Schlacht für immer ein Ende zu machen. Das Land bis zur Seine und bald darauf bis zur Loire wurde nun fränkisch, Soissons und dann Paris zur Hauptstadt des Reiches erwählt. Ein Teil der Salier siedelte sich in diesen Gegenden an, aber die romanische Bevölkerung wurde dadurch weder ganz verdrängt noch geknechtet. Sie behielt Grundbesitz, persönliche Freiheit, ja selbst ihr eigenes Recht, nicht einmal eine Landteilung schien erforderlich; wie durch ein gütliches Abkommen ordneten sich die neuen Verhältnisse. Auch waren die Einflüsse des römischen Wesens auf die Franken von vorn herein bedeutend. Der Sieger nahm alsbald die Religion der Besiegten an. Es war ein welthistorischer Moment, als Ehlodovech, der wilde Sicamber, vor dem Römer Remigius feinen Nacken beugte, sum die Taufe zu empfangen.

Seitdem tritt der Merovinger als Vorfechter der römischkatholischen Kirche gegen die irrgläubigen, wie gegen die heidnischen Könige und Stämme der Germanen auf. Er zieht nach Burgund, und der arianische König der Burgunder neigt sich der katholischen Kirche zu, um sein Reich zu bewahren. Die arianischen Westgothen verlieren im Kriege das Land südlich der Loire, Aquitanien fällt bis zur Garonne dem Sieger zu, der nicht als Eroberer, sondern als Befreier hier den katholischen Romanen erscheint. Zugleich breitet Ehlodovech seine Herrschaft über die Maas und weiter über den Rhein aus, er unterwirft sich damals noch heidnische Stämme der Germanen. Die ripuarischen Franken müssen ihn auf den Schild erheben und als König begrüßen; die nördlichen Gaue der Alamannen, die schon früher im Kriege gewonnen waren, werden von einerfränkischen Bevölkerung besetzt SchDU fürchtete der große Theoderich, alle germanifchen Reiche möchkeU dem Schwerte des glücklichen Kriegsfürsten erliegen: der Ostgothe nahm die alamannifchen Häuptlingch die sich UVch Ukchk SEVEUSt S. IX hatten, in seinen Schutz, rettete die letzten Reste der westgothischen Herrschaft in Gallien und suchte alle Könige germanischer Staaten gegen Ehlodovech zu vereinigen.

Nach Chlodovechs Tode gelang es zwar Theoderich auf kurze Zeit den weiteren Fortschritt des Merovingischen Reiches zu hemmen, aber bald traten Chlodovechs Söhne wieder in die Siegesbahn ihres Vaters ein. Das burgundische Reich fiel, und ganz Gallien mit Ausnahme der Provence und der Abhänge der Pyrenäen war nun in ihren Händen. Zugleich drang Theuderich, der älteste und tüchtigste Sohn Ehlodovechs, siegreich in das Herz Deutschlands ein und machte dem Thüringerreich ein Ende. Bei dem Verfall des Ostgotenreiches mußte endlich auch die Provence an die fränkischen Könige abgetreten werden, wie die Herzöge von Alamannien und Bayern sich den Merovingern unterwerfen. Schon machten die Könige des auftrasischen Anteils sächsische Stämme tributbar, ihre Heere hielten die östlichen Alpenländer und die Gegenden an der Etsch besetzt, bis in den Süden Italiens drangen sie erobernd vor. Ein Merovinger konnte sich gegen den Kaiser zu Konstantinopel rühmen, daß sein Reich sich vom Ozean und vom Sachsenlande bis zu der Donau und den Grenzen Pannoniens erstrecke, und mit einem Angriff auf Konstantinopel selbst drohen.

Diesen gewaltigen Umfang gewann das fränkische Reich in etwa fechzig Jahren. Nach der Sitte der Salier war es unter Chlodovechs Söhne geteilt worden, aber der jüngste derselben, Chlothar 1., vereinigte um die Mitte des sechsten Jahrhunderts wieder alle von den Franken unterworfenen Länder unter seiner Herrschaft. Auf seine Nachkommen ging diese ganze Ländermafse über, sie haben dann kaum etwas hinzugefügt, aber im Wesentlichen das Reich in diesem Umfange sich erhalten.

Es ist eine alte Erfahrung, daß es mehr Kraft und Klugheit erfordert, eine ausgedehnte Herrschaft zu bewahren, als sie zU gründen Um so mehr muß es jeden, der die Geschichte der S. X folgenden Zeiten betrachtet, mit Staunen erfüllen, daß dieses Reich, aus den verschiedenartigsten Teilen in Hast gleichsam zu, sammengerafft, trotz der fortdauernden Kämpfe gegen äußere Feinde, trotz vielfacher innerer Kriege, der offenkundigen Charakterschtväche der meisten Könige, des verwirrenden Einflusses zügelloser Weiber auf die Staatsangelegenheiten, der unsäglichen Erpressungen und Gewalttaten der königlichen Beamten und des dadurch erzeugten Unmuts der Völker nicht nur nicht zerfiel, sondern in der Hauptsache seine Machtstellung bewahrte. Eine Erscheinung, die nur daraus zu erklären ist, daß dieses Reich auf gleichsam natürlichen Grundlagen beruhte, die in der ihnen innewohnenden Festigkeit und Dauerhaftigkeit von der Macht und Willkür der Menschen nicht zu erschüttern waren.

Man hat viel darüber gestritten, ob diese Grundlagen des fränkischen Staates mehr germanischer oder romanischer Natur gewesen seien. Unleugbar ist allerdings, daß das geordnete Staats« leben der Römer auf die fränkischen Einrichtungen von Einfluß war. Die königliche Gewalt, wie groß sie immer von früh an bei den Saliern gewesen sein mag, wurde ohne Frage sehr erweitert, als die Regierungsrechte des Kaisers auf den siegreichen Merovinger übergingen. Das römische Steuerwesen war offen— bar die Grundlage des fränkischen und wurde nur in einzelnen, obschon erheblichen, Punkten modifiziert. Man wird bereitwillig dies und manche andere Einzelheiten zugeben und doch dabei beharren müssen, daß die bedeutendsten und einflußreichsten Institutionen des fränkischen Staates germanisch waren. Die Heerverfassung, der wichtigste Teil der Staatseinrichtungen in einer Zeit, wo nur mit dem stets gezückten Schwerte sich die Selbständigkeit der Staaten behaupten ließ, war rein germanischer Natur, und die Romanen mußten sich dem fremden Gesetze beugen. Die Standesverhältnisse wurden nach fränkischer Sitte geordnet, Freiheit und persönlicher Dienst beim Könige gab Ansehen und Macht, S. XI nicht mehr Verdienst-, Briefoder Geld-Adel, wie zu der Zeit des verfallenden Römerreiches Die Gerichtsverfassung war ebenfalls germanischen Ursprungs, und es ist nicht begründet, was vielfach behauptet wird, daß die Römer ihre besonderen richterlichen Beamten neben den fränkifchen behauptet hätten. Endlich beruht auch das wesentlich auf germanischer Anschauung und Denkweise, daß den einzelnen Landschaften, Bezirken und Städten, wie den verschiedenen Nationalitäten, soweit der Bestand des Reichs dadurch nicht gefährdet wurde, Raum zu freier Bewegung gelassen wurde, so daß den Römern nicht minder in ihren Rechtshändeln ihr eignes Recht und selbst die alte Verfassung ihrer Städte in gewissem Umfange blieb, als in derselben Weise die unterworfenen deutschen Stämme ihre lokalen Gesetze und Einrichtungen bewahrten.

Diese germanischen Institutionen, auf denen das Reich der Merovinger begründet war, erhielten fiel) aber dadurch frisch und lebenskräftig, daß die Salier bei ihren Eroberungen den Zusammenhang mit dem deutschen Boden nicht verloren. Nicht in weite Ferne waren sie bei ihrem Vordringen gezogens wie jene Stämme, denen mit der Luft und dem Boden der Heimat auch die ursprüngliche Kraft versiegt war. Das Merovingische Reich Umfaßte neben völlig romanisierten Gegenden auch Länder, wo die Römer niemals dauernd Fuß gefaßt hatten und wo die alte Sitte und Weise der Germanen noch wohnte. Von hier aus wuchs den Franken die Kraft zu, dem Römertum gegenüber ihre Selbständigkeit zu behaupten, und es ist wahrlich kein Spiel des Zufalls, daß, als das Königsgeschlecht der Salier immer mehr in Schwäche versank, die fkåtlkische Herrschaft von den Austrasiern, die sich von den Ein— Wirkungen römischen Wesens ferner gehalten hatten, aufrecht erhalten Wurde. Ohne diese festen Grundlagen germanischer Institutionen würde das fränkische Reich, so gut wie die anderen in der Völkerwanderung begründeten germanischen Staaten, nach kurzer Blüte verfallen fein. Denn jene verfielen nur deshalb, weil sie gegen S. XII VOS RZMMUM sich Uichk fkst gCUUg abgeschlossen und von der Fäulnis des römischen Staatslebens hatten anstecken lassen. Möge man immerhin in dem Mechanismus desselben ein Vorbild für unsre modernen Staatseinrichtungen suchen, in jenen Zeiten war ein Staat unhaltbar, der nicht in der Wehrhaftigkeit und der persönlichen Freiheit seiner Angehörigen seine Stärke sah.

So gewiß nun die frischen und kräftigen Triebe germanischen Wesens, welche die Einrichtungen des fränkischen Staats durchdrangen, ihn vor dem schleunigen Verfall bewahrt haben, so gewiß erwies sich doch in ihm das Römertum nach einer anderen Seite erhaltend. Ein tüchtiges und reiches Leben hatte sich in der katholischen Kirche Galliens entfaltet und war noch keineswegs erstorben, als Roms politische Macht hier sank. Der Umsturz und die Verwirrung aller weltlichen Verhältnisse wiesen tiefere Gemüter auf das Leben in Gott hin, und der Kampf gegen den Arianismus stählte und übte die geistigen Kräfte. Die Salier widersetzten sich der rechtgläubigen Lehre der römischen Kirche nicht, sie unterwarfen sich vielmehr gläubig den katholischen Bischösen und verbanden sich dadurch mit einer Macht, die eine große Zukunft vor sich hatte. Die gesamten kirchlichen Einrichtungen Galliens waren durch und durch römisch und gingen so in die fränkische Monarchie über. Das in sich zerfallende »und morsche Heidentum der Germanen war viel zu ohnmächtig, um noch irgend eine belebende Kraft auf die Gemüter üben zu können. Dem Arianismus fehlte die Glaubenskrafh welche die Welt überwindet. Die ganze weitere Entwickelung des religiösen Lebens beruhte damals auf der römischkatholischen Kirche. Jm Kampfe mit ihr wäre die fränkische Herrschaft erlegen, im Bunde mit ihr gewann sie an Festigkeit und hegte die Keime der Zukunft in sich.

Denn der germanische Staat und die römische Kirche beherrschten das ganze weitere Leben des Mittelalters. Beide verbanden und durchdrangen sich zlletst TU dem fkäUkkschCU Rkkchsä S. XIII und durch ihre Vereinigung gewannen alle Verhältnisse des Lebens eine neue Gestalt, die Gedanken der Menschen schlugen andere Richtungen und Wege ein, als vordem; nicht auf einen Schlag, sondern allmählich bildeten sich Sitte, Sprache und Gewohnheit der germanischen, wie der romanischen Völker so um, daß gemeinsame Mittelpunkte sich fanden, ein gleichmäßiges, großes System in den Staaten des Abendlandes hervortrat.

Bei der unermeßlichen Wichtigkeit dieser Entwickelung, die von dem fränkischen Reiche ausging, mußte die Geschichte desselben von jeher mit ganz besonderem Interesse verfolgt werden. Aber die Überlieferung ist nicht so zusammenhängend und vollständig, daß man alle Momente des großen Prozesses mit gleicher Genauigkeit verfolgen und bestimmen könnte. Namentlich haben wir für die Zeiten der Merovinger keinen Reichtum an Quellen. Die Grün-s dung des Reiches, die Geschichte seiner Blüte und die weiteren Schicksale desselben während des sechften Jahrhunderts kennen wir fast allein aus dem Werke, das hier in deutscher Übersetzung den Lesern vorgelegt wird. So viele Fragen es auch unerörtert und unbeantwortet läßt, so erkennt man doch bald die unberechenbare Bedeutung desselben, wenn man die anderen ganz dürftigen und unzureichenden Quellen dieser Zeit mit ihm in Vergleichung ftellt. Die zehn Bücher Fränkischer Geschichte des Gregorius von Tours bleiben, abgesehen von den vielen anziehenden Eigenschaften, die das Werk an sich auszeichnen, schon durch ihren Gegenstand eines der wichtigsten Erzeugnisse der gesamten geschichtlichen Literatur.

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Gregor von Tours (538-594) : "zehn Bücher Geschichte" : Historiographie und Gesellschaftskonzept im 6. Jahrhundert

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gregor von tours leben und geschichtswerk

Gregor von Tours ( französisch Grégoire de Tours; * 30. November 538 bei Clermont-Ferrand; † vermutlich 17. November 594 in Tours ) war Bischof von Tours, Geschichtsschreiber und Hagiograph. Seine berühmten Zehn Bücher Geschichten gehören zu den wichtigsten Quellen für die Übergangszeit zwischen der Spätantike und dem Frühmittelalter .

Inhaltsverzeichnis

  • 2.1.1 Inhalt
  • 2.1.2 Sprache
  • 2.1.3 Wirkung und Bewertung
  • 2.2 Weitere Werke
  • 3.1 Die Familie Gregors
  • 3.2 Die Familie Gregors von Langres (Gregorius Attalus)
  • 3.3 Die Nachkommen des Senators Florentinus
  • 5 Übersetzungen
  • 6 Literatur
  • 8 Anmerkungen

Gregor hieß ursprünglich Georgius Florentius . [1] Er wurde als drittes Kind in eine vornehme gallorömisch-senatorische Familie der Auvergne geboren, die auf eine lange und stolze Tradition zurückblicken konnte: In spätrömischer Zeit hatte sie hohe römische Beamte gestellt, nach dem Untergang Westroms dienten mehrere Familienmitglieder der Kirche. [2] Gregor hatte einen älteren Bruder namens Petrus [3] und eine Schwester, deren Name unbekannt ist. Sein Vater hieß Florentius, [4] seine Mutter Armentaria; [5] sie war vermutlich eine Tochter des Bischof Armentarius von Langres. [6] Sein Vater und sein Großvater väterlicherseits, Georgius, [7] gehörten der senatorischen Adelsschicht an; sein Onkel Gallus [8] war Bischof von Clermont. Mütterlicherseits war Gregor auf einer Seite verwandt mit den Bischöfen Sacerdos und Nicetius von Lyon, auf der anderen Seite mit den Bischöfen Gregor von Langres und dessen Sohn Tetricus von Langres , die beide ebenfalls einem senatorischen Geschlecht entstammten. Zu Ehren Gregors von Langres nahm er den Namen Gregor ( Gregorius ) an, unter dem er bekannt wurde. Gregor verstand sich zeitlebens nicht als Franke, sondern als Römer, und war erkennbar stolz auf seine vornehme Abstammung, was in seinen Schriften immer wieder klar zum Ausdruck kommt.

Gregor scheint eine gute Bildung erhalten zu haben, er kannte unter anderem Werke Vergils und Sallusts (wenn auch vielleicht nur in Form von Kompendien). In jungen Jahren erkrankte er schwer und gelobte im Falle einer Genesung Geistlicher zu werden. Sein Vater starb jung, und Gregor wurde erst von seiner Mutter Armentaria in der Nähe von Cavaillon und dann von seinem Onkel Gallus († 551) sowie dem Archidiakon und späteren Bischof Avitus in Clermont erzogen. Vor dem Tod des Gallus war Gregor bereits in den geistlichen Stand eingetreten. Eine weitere Ausbildung erhielt er von seinem Onkel Nicetius in Lyon (Lugdunum), wohin er 563 geschickt wurde. 563 unternahm er, erneut erkrankt, eine Pilgerreise zum Grab des heiligen Martin. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits zum Diakon ordiniert. Über die folgenden Jahre ist kaum etwas bekannt. Als Diakon war er wohl in der Auvergne tätig, wenn er auch Verwandte besuchte (wie seine Mutter im Teilreich Burgund oder seinen Vetter mütterlicherseits, Bischof Euphronius von Tours ). Gregor war mit dem Dichter Venantius Fortunatus befreundet, der ihm seine Gedichtsammlung widmete. 571 hielt er sich einige Zeit in St. Julian in Brioude auf, wohin seine Familie gute Verbindungen unterhielt, wobei seine dortige Stellung aber recht unklar ist. 573 wurde er als Nachfolger des Euphronius zum Bischof von Tours gewählt, vermutlich auf Veranlassung des Königs Sigibert I. von Austrasien, dem Gregor bereits von Besuchen am Königshof bekannt war.

Als Bischof von Tours war Gregor für einen der wichtigsten Bischofssitze Galliens verantwortlich. Während seines Episkopats war er oft mit den Streitigkeiten der fränkischen Teilkönige konfrontiert, denen nicht zuletzt an der Beherrschung von Tours gelegen war. Ihnen trat Gregor mehrmals und entschieden entgegen. So verweigerte er die Auslieferung politischer Gegner an König Chilperich I. von Neustrien (den Gregor als „Nero und Herodes“ seiner Zeit bezeichnete) [9] und dessen Gemahlin Fredegunde . Gregor setzte sich auch (allerdings vergeblich) für Bischof Praetextatus von Rouen ein, der für den Prinzen Merowech eingetreten war, nachdem Merowech sich gegen seinen Vater Chilperich erhoben hatte und unterlegen war. Chilperich selbst scheint Gregor für dessen Engagement Respekt entgegengebracht zu haben, denn er zog den Bischof verschiedentlich als theologischen Berater heran. Die politischen Gegner Gregors, darunter vor allem Leudast als Regionalherrscher bzw. comes von Tours, intrigierten jedoch gegen ihn, so dass er sich im Sommer 580 vor einer Synode verantworten musste. Durch eine Eidesleistung gewann Gregor das Vertrauen Chilperichs zurück.

Nach Chilperichs Tod 584 setzte sich Gregor für die Aussöhnung der merowingischen Teilherrscher Guntram I. von Burgund und Childebert II. ein. Beide Herrscher verständigten sich 585, und Gregor stand denn auch in ihrer Gunst. Dennoch musste er sich 585 und wieder 588 für den Frieden zwischen den Teilherrschern einsetzen.

Er starb Ende 594 in Tours, vermutlich am 17. November, der sein Gedenktag ist. [10] In Tours und Clermont wird er als Heiliger verehrt.

Zehn Bücher Geschichten („Geschichte der Franken“)

gregor von tours leben und geschichtswerk

Das Hauptwerk Gregors stellen die Zehn Bücher Geschichten ( Decem libri historiarum ) dar, die in der Forschung gewöhnlich kurz als Historiae („Historien“) oder, allerdings irreführend, Historia Francorum („Geschichte der Franken“) bezeichnet werden. [11] Ein Original aus Gregors Hand existiert nicht mehr, doch ist das umfangreiche Werk in mehr als 50 mittelalterlichen Handschriften überliefert. Die ältesten darunter stammen aus dem 7. Jahrhundert, sind jedoch unvollständig und fehlerhaft. Verlässlichere Handschriften stammen aus dem 11. Jahrhundert.

Es handelt sich um eine christliche Universalgeschichte in spätantiker Tradition. Gregors Absicht war es, die Geschichte der Gesamtkirche aus eschatologischer Sicht darzustellen, von der Erschaffung der Welt bis zu den fränkischen Königen des 6. Jahrhunderts. Das erste Buch schildert die Zeit bis zum Tod des heiligen Martin von Tours (397), das zweite beschreibt die Zeit der ersten Merowinger bis zum Tod König Chlodwigs I. , den Gregor im Rahmen der Taufschilderung als „neuen Konstantin“ bezeichnet und so eine Brücke von der fränkischen zur (gallo-)römischen Geschichte baut. Mit dem vierten Buch erreicht Gregor seine eigene Zeit; es endet mit der Ermordung König Sigiberts I. Die restlichen sechs Bücher behandeln die weitere Zeitgeschichte bis in den Sommer 591. An den Schluss stellt Gregor eine Autobiographie mit einem Verzeichnis seiner Werke. Die Historiae wurden sukzessiv verfasst: Die ersten vier Bücher verfasste Gregor um oder kurz nach 575 (wenngleich sie später wohl noch einmal überarbeitet wurden), die restlichen sechs Bücher folgten dann später. Alexander Callander Murray geht hingegen neuerdings abweichend davon aus, die Historien seien nach 585 entstanden. [12]

Gregor verbindet in seiner Darstellung – genau wie sein griechischer Zeitgenosse Euagrios Scholastikos – kirchliche und weltliche Geschichtsschreibung. Er sieht die Franken in der Nachfolge der Römer, beschönigt aber nicht die teils katastrophalen Zustände in ihrem regnum (Gregor, Historien IV 50). Gregor übersieht nicht die brutalen Methoden Chlodwigs und seiner Nachkommen, beurteilt die Merowinger aber eher hinsichtlich ihrer Rolle als ausführende Instrumente des göttlichen Willens. Großen Wert legt er daher auf das Verhältnis des Königs zur Kirche, besonders dessen Bischöfen, die den König beraten und anleiten sollen. So verurteilt er nicht hartes Vorgehen, wenn es effektiv ist und die Herrschaft als gerecht bewertet werden kann. Im Hinblick auf die Generationen nach Chlodwig bemängelt Gregor allerdings zunehmend sündhaftes Verhalten und bezeichnete etwa Chilperich I. als den „Nero und Herodes“ seiner Zeit.

Das Werk liefert nicht nur Informationen über die Franken, etwa über ihren angeblichen Ursprung (siehe Origo gentis ), sondern ist breit angelegt. Aufgrund seines zentralen Themas wird es dennoch, wie gesagt, oft als Geschichte der Franken ( Historia Francorum ) bezeichnet, was aber dem Anliegen Gregors nicht gerecht wird; die neuere Forschung betont den universalen Charakter der Schrift. [13] Gregor geht sogar auf Ereignisse im fernen Orient, an der Ostgrenze des geschrumpften Imperium Romanum , ein, etwa auf die Plünderung Antiochias durch die Perser im Jahr 540 oder den Ausbruch eines neuen Perserkriegs 572 (Gregor, Historien IV 40). [14] Der oströmische Kaiser gilt ihm noch immer als Oberherr und wird als dominus noster bezeichnet, und insbesondere über Ereignisse am Hof von Justin II. und Tiberius Constantinus zeigt sich Gregor gut informiert. [15]

Zu Gregors Quellen gehörten neben der lateinischen Bibel (Vulgata) unter anderem Orosius, Avitus von Vienne und Sidonius Apollinaris . Gregor benutzte auch heute verlorene Quellen, so etwa Annalen (wie die sogenannten Annalen von Angers ) [16] sowie das Geschichtswerk des Sulpicius Alexander und das des Renatus Profuturus Frigeridus. [17] Oft nennt er seine Quellen oder zitiert Dokumente. Nicht zuletzt wegen der Stoffmenge ist das Werk unersetzlich und stellt bei allen Problemen die Hauptquelle für das spätantike Gallien und die frühe Merowingerzeit dar.

Sprachgeschichtlich interessant ist Gregors Latein , das wertvolles Material zur Geschichte des spätantik-frühmittelalterlichen Vulgärlatein bietet. In der Einleitung entschuldigt sich Gregor für seine „ungepflegte“ und „ländliche“ Sprache. Tatsächlich weicht das Latein vieler Handschriften durch seine Nähe zur damals gesprochenen Sprache sowohl in der Morphologie als auch in der Syntax stark vom klassischen Latein und auch vom Latein klassizistischer spätantiker Autoren ab. Darin spiegelt sich nach Ansicht mancher Gelehrter der Übergang zwischen Latein und den romanischen Sprachen: Klassisches Latein ist für Gregor zwar einerseits noch keine zu erlernende Fremdsprache, andererseits doch schon nicht mehr identisch mit dem Vulgärlatein seiner Zeit.

Erich Auerbach betonte 1946 einen seiner Meinung nach vorhandenen Bruch Gregors gegenüber spätantiken Autoren, deren Kunstsprache und hierarchischen Periodenbau er hinter sich lasse. Das zeige sich in der Vermengung des „Alltäglich-Realistischen“ mit dem „Erhaben-Tragischen“ und dem ungeschickten und wenig klaren Aufbau seiner oft vom konkreten Miterleben geprägten Erzählungen, in denen kausale, konzessive und andere Abhängigkeiten teils verworren und unscharf ausgedrückt werden und „monströse“ und „systemlose Partizipalgebilde“ zu finden sind. Auerbach hielt Gregor für einen nicht an dogmatischen Diskussionen interessierten, sondern dem Praktisch-Organisatorischen zugewandten Seelsorger, der sich seiner Aufgabe bewusst ist, angesichts der zunehmenden Verrohung und des Zivilisationsrückgangs, der zunehmend auch den gallorömischen Teil des Merowingerreichs betroffen habe, [18] mit Hilfe seiner Geschichten „christliche Gesittung“ aufzubauen. [19]

Allerdings ist es durchaus möglich, dass Gregors Sprache in Wirklichkeit dem antiken Latein näher war, als die maßgebliche Textausgabe von Bruno Krusch erkennen lässt: Krusch erwartete von Gregor ein „vulgäres“ (umgangssprachliches) Latein; er orientierte sich daher an denjenigen Handschriften, die ein solches bieten, und entschied sich im Zweifel stets für die „ungepflegte“ Variante, während er anspruchsvollere Konstruktionen für spätere Verbesserungen durch Kopisten hielt. Dieses Verfahren ist von späteren Gelehrten teils kritisiert worden. [20] In neuerer Zeit kommt etwa Pascale Bourgain in seiner Untersuchung von Gregors Stil und Sprache zu einem positiven Urteil. Ihm zufolge lassen die modernen Editionen die Sprachformen Gregors nicht mehr erkennen, ebenso weist er den Vorwurf einer „verwilderten Sprache“ Gregors zurück. [21]

Wenngleich daher Forscher wie Martin Heinzelmann die „Merowingismen“ in Gregors Werk für spätere Verfälschungen halten, halten andere Autoren wie der Altphilologe Roman Müller die Absenkung der Stilhöhe bei Gregor, ähnlich wie bei dem durch seine gut verständlichen Volkspredigten bekannten Caesarius von Arles , für authentisch und beabsichtigt. Gregor bezichtigt sich selbst des sermo rusticus , der einfachen, ländlichen Sprache, die er als Prediger einer erfolgreichen Breitenwirkung willen als „neue, zukunftsweisende Sprech- und Schreibvarietät legitimieren“ und sie dem gebildeten Volk andienen möchte. [22] Auch Rudolf Buchner [23] geht von einer absichtlichen Absenkung der Stilhöhe aus. Er und andere Gelehrte sind der Ansicht, der klassisch gebildete Gregor habe sich bewusst darum bemüht, einen Mittelweg zwischen dem gepflegten Latein der spätantiken Kirchenschriftsteller und der von fränkischen Dialekten beeinflussten romanischen Volkssprache seiner Zeit zu finden. In einem anderen Werk (in der Einleitung der Libri de virtutibus St. Martini ) führt Gregor aus, dass seine Mutter ihm geraten habe, die Wundertaten des Heiligen Martin von Tours ohne Rücksicht auf seine sprachlichen Bedenken niederzuschreiben. Die Frage nach Gregors Lateinkompetenz verlöre an Bedeutung, wenn man eine programmatische Absicht annimmt. [24]

Wirkung und Bewertung

Im Mittelalter wurde das Geschichtswerk viel gelesen. In den folgenden Jahrhunderten wurde es von unbekannten Autoren weitergeführt, die als Fredegar und Pseudo-Fredegar bekannt sind. Der erste Druck ( editio princeps ) erschien 1511/12 in Paris.

In der modernen Forschung ist Gregors Glaubwürdigkeit umstritten. Besonders kritisch wurde sie in der jüngeren Zeit von Ian N. Wood beurteilt. Wood würdigt zwar, dass Gregor nach fast einem Jahrhundert das erste Mitglied der gallo-römischen Aristokratie gewesen sei, das ein Geschichtswerk verfasste, [25] und lobt auch Gregors Kunst als Geschichtenerzähler, setzt dort aber auch mit seiner Kritik an. Denn nach Wood arrangierte Gregor sein Werk so, wie es seiner Sichtweise dienlich war, und verschwieg gezielt manche Ereignisse seiner eigenen Zeit. Wood und andere meinen zudem, dass die kulturelle Diskrepanz zwischen dem 5. Jahrhundert, als in Gallien der vorzüglich gebildete Schriftsteller Sidonius Apollinaris lebte, und Gregors Zeit in Wahrheit nicht so groß war, wie Gregor sie darstellt. [26] Schließlich wirkten dort auch um 600 noch bedeutende Dichter in spätantiker Tradition wie Venantius Fortunatus . Wood kommt daher zu einer generell skeptischen Einschätzung von Gregors Zuverlässigkeit, da dieser bewusst ein finsteres Bild seiner Zeit gezeichnet habe. [27] Ein weiterer Kritiker ist Walter A. Goffart, der Gregor ebenfalls vorwarf, bestimmte Ereignisse bewusst unterschlagen zu haben. [28] Insgesamt hat die neuere Forschung betont, wie sehr Gregor noch spätantiken Traditionen verhaftet war; sie hat sich damit deutlich von älteren Positionen entfernt, die Gregor ganz dem Mittelalter zurechneten.

Allerdings ist es möglich, dass Gregor manches überging, weil er es nicht für erwähnenswert hielt, und nicht, weil er es den Lesern vorenthalten wollte, um sie zu beeinflussen. Tatsächlich können Gregors selektiver Umgang mit seinem Stoff und seine Neigung zum Moralisieren moderne Leser befremden, doch war beides damals normal und keine Besonderheit Gregors. Ebenso wie andere kirchliche Autoren verstand er sein Werk als Darstellung der Heilsgeschichte und verfuhr in diesem Sinne konsequent. [29] Kritisiert werden auch manche nicht korrekte chronologische Angaben und ungenaue Zahlenangaben in den frühen Büchern, etwa bezüglich Gregors Schilderungen zu Chlodwig, zu dessen Regierungszeit Gregor wohl nur lückenhafte Informationen zur Verfügung hatte.

Der hohe Quellenwert des Werks (nicht nur für die politischen Ereignisse, sondern auch für die Kulturgeschichte) in einer ansonsten quellenarmen Zeit ist jedenfalls unbestreitbar. [30] Gregor bemüht sich jedoch nicht um ein Verständnis historischer Entwicklungen und Zusammenhänge, sondern reiht (manchmal zusammenhanglos) Begebenheiten aneinander. Daher ist er mehr Geschichtenerzähler als (im eigentlichen Sinne des Begriffs) Historiker.

Weitere Werke

Die weiteren Werke Gregors gehören hauptsächlich in das Gebiet der Hagiographie; dabei stehen Wundererzählungen im Mittelpunkt. Sie finden heute weit weniger Beachtung als das große Geschichtswerk, doch im Mittelalter waren sie bekannter als die Historiae . Gregor verfasste folgende Schriften:

  • Buch 1: Liber in gloria martyrum (Buch zum Ruhm der Märtyrer)
  • Buch 2: Liber de passione et virtutibus sancti Iuliani martyris (Buch über das Leiden und die Wunder des heiligen Märtyrers Julianus), handelt von dem antiken Märtyrer Julianus von Brioude
  • Bücher 3–6: Libri IV de virtutibus sancti Martini (Vier Bücher über die Wunder des heiligen Martin)
  • Buch 7: Liber vitae patrum (Buch vom Leben der Väter), enthält zwanzig Lebensbeschreibungen von Heiligen vorwiegend aus der Gegend von Clermont und Tours
  • Buch 8: Liber in gloria confessorum (Buch zum Ruhm der Bekenner)
  • Liber de miraculis beati Andreae apostoli (Buch über die Wunder des seligen Apostels Andreas), kurz vor 593 verfasst
  • Passio sanctorum septem dormientium apud Ephesum (Leiden der heiligen sieben Schläfer von Ephesos), eine lateinische Fassung der orientalischen Siebenschläferlegende
  • De cursibus ecclesiasticis (auch De cursu stellarum ratio ), eine Abhandlung über die Beobachtung der Gestirnsbewegungen zum Zweck der Bestimmung der Gebetszeiten; im Zeitraum 575–582 verfasst [31]
  • In psalterii tractatum commentarius (Psalmenkommentar; von diesem Werk sind nur Fragmente erhalten geblieben)

Familienbeziehungen

Gregor gibt in seinem Werk zahlreiche Hinweise auf seine Familie, die eine zusammenhängende Darstellung ermöglichen und ein Bild zum sozialen Status Gregors und seiner Verwandten geben. [32]

Die Familie Gregors

  • Gallus (* 487), Bischof der Auvergne 525–551
  • Petrus, Diakon in Langres, 574 verjagt
  • Gregorius (Georgius Florentius) (* 538; † 594), 573 Bischof von Tours
  • Iustina, Pröpstin in Poitiers
  • Eusthenia; ∞ Nicetius

Die Familie Gregors von Langres (Gregorius Attalus)

  • Tetricus von Langres , Bischof von Langres 539–572/73
  • Euphronius von Tours (* 503), Bischof von Tours 556–573
  • Armentaria; ∞ Florentius, Senator der Auvergne (siehe oben)

Euphronius von Autun (wohl ein Onkel Gregors von Langres), Bischof von Autun ca. 451–nach 475, Heiliger

Die Nachkommen des Senators Florentinus

  • Gundulfus, 581 dux
  • Tochter; ∞ NN, Sohn von Gregor, comes von Autun (siehe oben)
  • Nicetius (* 513), Bischof von Lyon 552–573
  • Aurelianus, Bischof von Arles
  • Diese Reihe der Monumenta Germaniae Historica ist nicht bekannt [maßgebliche Ausgabe der Historiae ]
  • Diese Reihe der Monumenta Germaniae Historica ist nicht bekannt [enthält alle anderen Werke Gregors]

Übersetzungen

  • Gregor von Tours: Zehn Bücher Geschichten. 2 Bände. Auf Grund der Übersetzung Wilhelm Giesebrechts neu bearbeitet von Rudolf Buchner. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1955/1956 (und Nachdrucke).
  • Gregor von Tours: Fränkische Geschichte. 3 Bände. Nach der Übersetzung von Wilhelm von Giesebrecht neu bearbeitet von Manfred Gebauer. Phaidon-Verlag, Essen u. a. 1988.
  • Gregory of Tours: Life of the Fathers. Ins Englische übersetzt von Edward James (= Translated Texts for Historians. Band 1). 2. Auflage. Liverpool University Press, Liverpool 1991, ISBN 0-85323-327-6.
  • Gregory of Tours: Glory of the Martyrs. Ins Englische übersetzt von Raymond Van Dam (= Translated Texts for Historians. Band 4). Reprint with corrections. Liverpool University Press, Liverpool 2004, ISBN 0-85323-236-9.
  • Gregory of Tours: Glory of the Confessors. Ins Englische übersetzt von Raymond Van Dam (= Translated Texts for Historians. Band 5). Reprint with corrections. Liverpool University Press, Liverpool 2004, ISBN 0-85323-226-1.
  • Gregory of Tours: Lives and Miracles (= Dumbarton Oaks Medieval Library. Band 39). Herausgegeben und ins Englische übersetzt von Giselle de Nie. Harvard University Press, London 2019.
  • Max Bonnet: Le latin de Grégoire de Tours. Hachette, Paris 1890 (zugleich: Dissertation, Universität Paris 1889–1890). Nachdruck: Olms, Hildesheim 1968. [Grundlegende Untersuchung der Sprache Gregors]
  • Adriaan H. B. Breukelaar: Historiography and Episcopal Authority in Sixth-Century Gaul. The Histories of Gregory of Tours interpreted in their historical context (= Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte. Band 57). Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1994, ISBN 3-525-55165-7 (zugleich: Dissertation, Universität Amsterdam 1991).
  • Albrecht Diem: Gregory’s Chess Board: Monastic Conflict and Competition in Early Medieval Gaul. In: Philippe Depreux, François Bougard, Régine Le Jan (Hrsg.): Compétition et sacré au haut Moyen Âge: entre médiation et exclusion. Brepols, Turnhout 2015, S. 165–191.
  • Peter Classen:  Gregor. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 20 f. ( Digitalisat ).
  • Walter A. Goffart: The Narrators of Barbarian History (A.D. 550–800). Jordanes, Gregory of Tours, Bede, and Paul the Deacon. Princeton University Press, Princeton (NJ) 1988, ISBN 0-691-05514-9.
  • Martin Heinzelmann: Gregor von Tours (538–594). „Zehn Bücher Geschichte“. Historiographie und Gesellschaftskonzept im 6. Jahrhundert. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1994, ISBN 3-534-08348-2. [Standardwerk zu den Historien ]
  • Martin Heinzelmann: Die Franken und die fränkische Geschichte in der Perspektive der Historiographie Gregors von Tours. In: Anton Scharer, Georg Scheibelreiter (Hrsg.): Historiographie im frühen Mittelalter (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Band 32). Oldenbourg, München u. a. 1994, ISBN 3-486-64832-2, S. 326–344.
  • Martin Heinzelmann: Bischofsherrschaft in Gallien. Zur Kontinuität römischer Führungsschichten vom 4. bis 7. Jahrhundert. Soziale, prosopographische und Bildungsgeschichtliche Aspekte (= Francia. Beiheft 5). Artemis-Verlag, Zürich/München 1976 ( online ).
  • Kathleen Mitchell, Ian Wood (Hrsg.): The World of Gregory of Tours (= Cultures, Beliefs, and Traditions. Band 8). Brill, Leiden u. a. 2002, ISBN 90-04-11034-8.
  • Alexander Callander Murray (Hrsg.): A Companion to Gregory of Tours. Brill, Leiden 2016.
  • Alexander Callander Murray: Chronology and the Composition of the Histories of Gregory of Tours . In: Journal of Late Antiquity. Band 1, 2008, S. 157–196.
  • Antonio Serra: L’ingenium artis di Gregorio di Tours. Preliminari d’indagine. In: Invigilata Lucernis. Band 32, 2010, S. 157–175.
  • Ian Wood: Gregory of Tours. Headstart History, Bangor 1994, ISBN 1-873041-71-3.
  • Literatur von und über Gregor von Tours im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Werke von und über Gregor von Tours  in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  • Vollständiger lateinischer Text der Historien in The Latin Library
  • S. Georgii Florentii Gregorii Turonensis Episcopi liber ineditus De cursu stellarum ratio
  • Gregory of Tours, History of the Franks (englische Übersetzung, allerdings unvollständig)
  • Immo Eberl: Gregor von Tours. In: Historisches Lexikon der Schweiz .

Anmerkungen

  • ↑ Zur Vita siehe Martin Heinzelmann: Gregory of Tours: The Elements of a Biography. In: Alexander Callander Murray (Hrsg.): A Companion to Gregory of Tours. Leiden 2016, S. 7ff. Vgl. auch Luce Pietri: Gregor von Tours . In: Theologische Realenzyklopädie . Bd. 14 (1985), S. 184–188, zum Leben S. 184f. sowie Karl Friedrich Stroheker: Der senatorische Adel im spätantiken Gallien. Tübingen 1948 (Nachdruck Darmstadt 1970), S. 179f.
  • ↑ Zur Familie vgl. Martin Heinzelmann: Gregory of Tours: The Elements of a Biography. In: Alexander Callander Murray (Hrsg.): A Companion to Gregory of Tours. Leiden 2016, S. 11ff.
  • ↑ Karl Friedrich Stroheker: Der senatorische Adel im spätantiken Gallien. Tübingen 1948 (Nachdruck Darmstadt 1970), S. 204, Nr. 299.
  • ↑ Karl Friedrich Stroheker: Der senatorische Adel im spätantiken Gallien. Tübingen 1948 (Nachdruck Darmstadt 1970), S. 176, Nr. 163.
  • ↑ Karl Friedrich Stroheker: Der senatorische Adel im spätantiken Gallien. Tübingen 1948 (Nachdruck Darmstadt 1970), S. 148, Nr. 35.
  • ↑ Patrick J. Geary: Die Merowinger: Europa vor Karl dem Großen. Beck, München 2003, S. 134.
  • ↑ Karl Friedrich Stroheker: Der senatorische Adel im spätantiken Gallien. Tübingen 1948 (Nachdruck Darmstadt 1970), S. 177, Nr. 175.
  • ↑ Karl Friedrich Stroheker: Der senatorische Adel im spätantiken Gallien. Tübingen 1948 (Nachdruck Darmstadt 1970), S. 176f., Nr. 171.
  • ↑ Gregor, Historiae VI 46
  • ↑ Der 17. November wird allerdings erst in der im 10. Jahrhundert entstandenen Vita sancti Gregorii des Odo von Cluny erwähnt. Möglicherweise liegt hier eine Gleichsetzung mit Gregor dem Wundertäter vor.
  • ↑ Vgl. zu Details: Heinzelmann, Gregor von Tours; Goffart, Narrators .
  • ↑ Alexander Callander Murray: The Composition of the Histories of Gregory of Tours and its Bearing on the Political Narrative. In: Alexander Callander Murray (Hrsg.): A Companion to Gregory of Tours. Leiden 2016, hier S. 91f.
  • ↑ Gregor vermied die Bezeichnung Franken weitgehend. In Bezug auf sein Werk ist bei ihm neben dem vollständigen Titel decem libri historiarum (X 31 = Edition Krusch, S. 535, Z. 20) oft, wohl der antiken historiographischen Tradition folgend, von historia bzw. historiae die Rede. So bezeichnete Gregor, der beide Begriffe synonym benutzte, auch mehrere seiner Quellen: Heinzelmann, Gregor von Tours , S. 95f. Vgl. allgemein Walter Goffart: From Historiae to Historia Francorum and back again. Aspects of the textual history of Gregory of Tours . In: Walter Goffart: Romes Fall and After . London 1989, S. 255ff.; Edward James: Gregory of Tours and the Franks . In: Alexander C. Murray (Hrsg.): After Rome's Fall: Narrators and Sources of Early Medieval History . Toronto 1998, S. 51ff.
  • ↑ Vgl. dazu Averil Cameron: The Byzantine Sources of Gregory of Tours . In: Journal of Theological Studies 26 (1975), S. 421ff. Cameron äußert sich insgesamt positiv bzgl. Gregors Schilderungen der Ereignisse im Osten.
  • ↑ Vgl. Simon Loseby: Gregory of Tours, Italy, and the Empire. In: Alexander Callander Murray (Hrsg.): A Companion to Gregory of Tours. Leiden 2016, S. 462ff.
  • ↑ Historiae II 18f. Siehe dazu David Frye: Aegidius, Childeric, Odovacer and Paul . In: Nottingham Medieval Studies 36 (1992), S. 1ff.
  • ↑ Diese zog er etwa zur Darstellung der Frühgeschichte der Franken heran, siehe Marcomer .
  • ↑ Georg Scheibelreiter: Die barbarische Gesellschaft. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1999, S. 387.
  • ↑ Erich Auerbach: Mimesis. (1946) 10. Auflage, Tübingen/Basel 2001, S. 83 ff.
  • ↑ Vgl. zur handschriftlichen Überlieferung unter anderem die Hinweise bei Goffart, Romes Fall and After , S. 255ff. Detaillierter ist Pascale Bourgain, Martin Heinzelmann: L’œuvre de Grégoire de Tours: la diffusion des manuscrits . In: Grégoire de Tours et l’espace gaulois. Actes du congrès international, Tours, 3–5 novembre 1994. Hrsg. von Nancy Gauthier, Henri Galinié. Tours 1997, S. 273–317.
  • ↑ Pascale Bourgain: The Works of Gregory of Tours: Manuscripts, Language, and Style. In: Alexander Callander Murray (Hrsg.): A Companion to Gregory of Tours. Leiden 2016, S. 141ff.
  • ↑ Roman Müller: Sprachbewusstsein und Sprachvariation im lateinischen Schrifttum der Antike. München 2001, S. 74. Ähnlich über den Sinn der „Bescheidenheitstopik“ Gregors auch Manfred Fuhrmann: Rom in der Spätantike . Darmstadt 1994, S. 346.
  • ↑ Rudolf Buchner (Hrsg.): Gregor von Tours: Zehn Bücher Geschichten. Band I. Darmstadt 1955, S. XL.
  • ↑ Roman Müller: Sprachbewusstsein und Sprachvariation im lateinischen Schrifttum der Antike. Beck, München 2001, S. 75 f.
  • ↑ Vgl. Ian N. Wood: The Merovingian Kingdoms . Harlow u. a. 1994, S. 30f. Wood hatte seine Position auch vorher in Aufsätzen deutlich gemacht.
  • ↑ Wood, Kingdoms , S. 31.
  • ↑ Wood, Kingdoms , S. 32. Der Generalkritik Woods widersprach unter anderem Hans Hubert Anton: Gregor von Tours. In: Lexikon des Mittelalters Band 4, München/Zürich 1989, hier Sp. 1679ff., hier Sp. 1682.
  • ↑ Goffart, Narrators , S. 159ff. An anderen Stellen fand Goffart durchaus Lob für Gregor; so bewunderte er gerade die Einfachheit der Sprache und wies wie andere Forscher darauf hin, dass die einfache Rede in der Spätantike Tradition hatte und daher nicht notwendig ein Zeichen von Verfall sei.
  • ↑ Martin Heinzelmann: Gregor von Tours . In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde . Bd. 12 (1998), S. 612–615, hier 615.
  • ↑ Zusammenfassend Heinzelmann, Gregor von Tours , in: RGA 12, S. 615: „Trotz der theol.-didaktischen Ausrichtung, die in den Hist. deutlicher wird als in den hagiographischen Schriften, ist G. ein glaubwürdiger Zeuge seiner Zeit“; ähnlich Hubert, Gregor von Tours , in: LexMA, Bd. 4, Sp. 1679–1682.
  • ↑ Vgl. dazu auch Andreas Loose: Astronomische Zeitbestimmung im frühen Mittelalter. „De cursu stellarum“ des Gregor von Tours . Bochum, Univ. Diss. 1989.
  • ↑ Vgl. Bruno Krusch, Gregorii Episcopi Turonensis Decem Libri Historiarum, Praefatio, S. IX/X, MGH Scriptores Rerum Merovingicarum Band 1, Teil 1 (1937), und Martin Heinzelmann, Gallische Prosopographie 260–527 . In: Francia . Band 10, 1982, S. 531–718 ( online )

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COMMENTS

  1. Gregor von Tours

    Gregor von Tours war Bischof von Tours, Geschichtsschreiber und Hagiograph. Seine berühmten Zehn Bücher Geschichten gehören zu den wichtigsten Quellen für die Übergangszeit zwischen der Spätantike und dem Frühmittelalter.

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    Geschichte. Das aus drei Teilen und insgesamt zehn Büchern bestehende Geschichtswerk ist sukzessive zwischen 573/575 und 594 entstanden. - Der erste, 573/575 verfasste Teil behandelt in den Büchern 1 bis 4 die Vorgeschichte Galliens.

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    Gregor von Tours hinterließ aufschlussreiche Schriften über das christliche Leben im 6.Jhdt. Sein bedeutendstes Werk ist die "Historia Francorum", eine Geschichte der Franken.

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    Biographie. G. war ein standesbewußtes Glied eines der angesehenen gallo-romanischen Senatorengeschlechter, die führende Stellungen in Staat und Kirche des südlichen Gallien bekleideten und auf deren Bündnis mit dem merowingischen Königtum das fränkische Reich beruhte.

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    Der heilige Gregor von Tours, dessen Gedächtnis die Kirche am 17. November begeht, ist der bedeutendste Historiker der Epoche zwischen Spätantike und karolingischer Zeit. Als Sproß einer Familie des galloromanischen Senatorenadels am 30.

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    Gregor von Tours (Gregorius Florentius, Gr. Turonensis; 538/39 - 594). Gebürtig aus einer christlichen gallo-römischen Adelsfamilie aus der Auvergne, schlug er die geistliche Laufbahn ein und wurde, nicht zuletzt Dank guter familiärer Beziehungen, 573 zum Bischof von Tours gewählt.

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    Gregor's von Tours kirchliche Geschichte der Franken in zehn Büchern. Fahrmbacher & Stahel, Würzburg 1849. Zehn Bücher Fränkischer Geschichte vom Bischof Gregorius von Tours übersetzt von Wilhelm Giesebrecht (= Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit ; 6. Jahrhundert, Band 4-5).

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    Aus adliger, zahlreiche Bischöfe hervorbringender Familie; 563 Diakon, 573 Bischof von Tours; enge Kontakte zu den merowingischen Königen; bedeutendster Historiker der Epoche und Verfasser theologischer und hagiographischer Werke. Download to read the full chapter text.

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    Gregor von Tours gehört neben Johannes von Biclar und Gregor dem Großen zu den bedeutendsten Lateinisch schreibenden Autoren des Frühmittelalters, die in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts zeitgenössische Mitteilungen über Byzanz bringen'.

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    Die zehn Bücher Fränkischer Geschichte des Gregorius von Tours bleiben, abgesehen von den vielen anziehenden Eigenschaften, die das Werk an sich auszeichnen, schon durch ihren Gegenstand eines der wichtigsten Erzeugnisse der gesamten geschichtlichen Literatur.

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    Gregor von Tours (538-594) : "zehn Bücher Geschichte" : Historiographie und Gesellschaftskonzept im 6. Jahrhundert. by. Heinzelmann, Martin. Publication date. 1994. Topics. Gregory, Bishop of Tours, Saint, 538-594, History, Ancient -- Historiography. Publisher. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Collection.

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    Gregor von Tours (französisch Grégoire de Tours; * 30. November 538 bei Clermont-Ferrand; † vermutlich 17. November 594 in Tours) war Bischof von Tours, Geschichtsschreiber und Hagiograph.

  23. Gregor von Tours (538 ¿ 594)

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